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Parkfriedhof Bliedinghausen

Grabfeld für totgeborene Kinder

Der städtische Parkfriedhof Bliedinghausen liegt am Ortsrand von Bliedinghausen im Süden des Stadtgebietes. Er hat eine Fläche von rund 36.300 m². Die erste Bestattung wurde 1903 durchgeführt.

Auf diesem Friedhof werden mit Ausnahme der Gemeinschaftsgräber alle üblichen Grabarten der städtischen Friedhöfe angeboten.

Urnenkolumbarien

Hier besteht das größte Angebot an Urnenkolumbarien in Form von Stelen. Die letzte Erweiterung dieser Grabart erfolgte 2017. Zusätzlich wurde dort auch ein Grabfeld für totgeborene Kinder eingerichtet.

Der Friedhof liegt am Ende der Steinackerstraße neben dem evangelsichen Südfriedhof und dem Stadion. Südlich grenzt die Wermelskirchener Straße an.

Grabfeld für muslimische Bestattungen

Für Bestattungen nach muslimischen Glauben steht ein gesonderter Bereich bereit. Hier können Bestattungen weitgehend unter Beachtung de religiösen Riten wie folgt vorgenommen werden:

  • Bestattung im Sarg oder auch ohne Sarg in Leinentüchern
  • Die Gräber sind Richtung Mekka ausgerichtet
  • Die Bestattung wird in "unbefleckter Erde" vorgenommen
  • Ein- oder mehrstellige Wahlgräber ermöglichen durch das Recht des Nacherwerbs das "ewige Ruherecht"
  • Zusätzliche Einzelgräber für Kinder bis zum 5. Lebensjahr sind in die Grabfelder integriert - diese können ebenfalls auf Wunsch verlängert werden
  • Alle Grabstellen unterliegen keinen besonderen Gestaltungsvorschriften

Lediglich die Möglichkeit ritueller Waschungen steht am Friedhof nicht zur Verfügung.

Historische Hintergründe

Planung und Bau der Bliedinghauser Friedhöfe
Die ersten Planungen für die Anlegung der Friedhöfe in Bliedinghausen stammen aus dem Jahr 1899. Im September 1899 wurde eine Kostenkalkulation für den Erwerb der erforderlichen Grundstücke am Steinacker aufgestellt, wonach seinerzeit 50.000 Mark kalkuliert wurden.

Andekdote: Mit dem Beschluss über die Anlegung der Friedhöfe am Steinacker - dies berichtete der Remscheider General Anzeiger im Mai 1902 - hatte die Kirchenbehörde zur Bedingung gemacht, dass nur in heimischen Boden gezogene Pflanzen zu verwenden seien. Insbesondere wollte man hiermit die Lieferung von Pflanzen aus Holland vermeiden, da diese minderer Qualität wären und zudem die Arbeiter dort rund 40 Prozent weniger Lohn bekämen. Da die Angebote der ansässigen Firmen jedoch zu teuer waren, erhielt eine auswärtige Firma den Zuschlag für die Arbeiten - es war eine holländische Firma.

Sowohl der evangelische Südfriedhof als auch der städtische Friedhof in Bliedinghausen wurden praktisch zeitgleich eingerichtet. 1903 war es dann soweit:  Die ersten Bestattungen wurden auf den Bliedinghauser Friedhöfen vorgenommen.

1906 wurde der katholische Friedhof Papenberg zusätzlich für den Südbezirk in Betrieb genommen. Das dies vornehmlich aufgrund der Konfessionszugehörigkeit der Verstorbenen erfolgte, lässt sich leicht anhand der Bestattungsbücher ersehen: 1906 erfolgten besonders viele Umbettungen von den Bliedinghauser Friedhöfen auf den "neuen" Friedhof Papenberg.

Die ersten Friedhofsordnungen liegen heute nicht mehr vor. 1929 erkannte man jedoch, dass die vorhandene Friedhofsordnung des städtischen Friedhofes (damals: Kommunalfriedhof) zu verbessern sei wegen Mängeln im Bereich der Grabpflege und der Gedenkzeichen. Aus einer Zusammenkunft der städtischen Park- und Friedhofskommission entstand die nebenstehende Änderung der Friedhofsordnung. Z.B. mussten Grabsteine danach "Gediegen" und "Wetterbeständig" sein; die gärtnerischen Anlagen fielen gleichermaßen unter die Genehmigungspflicht.

Wie die folgende Grafik zeigt, war offensichtlich auch ein Ehrenfriedhof in Bliedinghausen geplant, der jedoch nie realisiert wurde. Informationen hierzu waren auch im Stadtarchiv nicht mehr zu finden. Vermutlich handelt es sich um eine Planung aus dem Jahre 1919, die der Beisetzung der Gefallenen aus dem 1.Weltkrieg dienen sollte.

Die ersten Bestattungen
Auf dem städtischen Friedhof wurde die erste Bestattung im ehemaligen Leichenfeld III vorgenommen: am 14.05.1903 wurde hier ein Albert Schmidt vom Kremenholl bestattet. Das gesamte Leichenfeld III existiert heute leider nicht mehr, dürfte sich aber oberhalb des heutigen Wohn- und Sozialgebäudes befunden haben.

Die erste Bestattung auf dem evangelischen Friedhof des Karl Lannes wurde am 01.06.1903 vorgenommen. Diese Grabstätte existiert heute noch. Schon 1953, anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Friedhöfe, wurde an dieser Grabstätte der Toten in kleinem Rahmen gedacht.

Im Laufe der vergangenen 100 Jahre wurden auf beiden Friedhöfen rund 20.000 Bestattungen vorgenommen.

Besondere Grabstätten
Auf den Bliedinghauser Friedhöfen sind einige besondere Grabstätten zu finden; insbesondere Familiengrabstätten von Industriellen aus dem Südbezirk.
Als herausragend ist natürlich die Grabstätte der Familie Mannesmann auf dem Südfriedhof zu nennen, die seit 1916 besteht. Die Grabstätte ist mit einem historisch wertvollem Gedenkzeichen versehen.

Weitere besondere Grabstätten sind die der Familie Lemp, der Familie Dohrmann, der Familie Ortlinghaus, der Familie Schürmann, des Pastors Sixtus und des Bühnenbildners Teo Otto.

Die aktuelle Entwicklung in unserer Bestattungskultur lässt leider kaum noch solche besonderen Gedenkstätten entstehen.

Die Friedhofsgebäude
Die Friedhofskapelle auf dem städtischen Friedhof wurde 1930 errichtet; 1974/75 erfolgte eine Erweiterung. Ende der 60er Jahre wurde darüber hinaus das Wohnhaus fertiggestellt, welches u.a. auch die Sozialräume für die Mitarbeiter enthält.

Im Jahre 2010 wurde eine Garage erbaut, die zur Unterbringung der Friedhofsfahrzeuge dient.

Der jüdische Friedhofsteil
Ein kleiner Teil des städtischen Friedhofes ist für Bestattungen jüdischer Mitbürger vorgesehen. Die erste Bestattung wurde schon 1906 dort vorgenommen, die letzte 1994. Die meisten Bestattungen fanden in den 20er Jahren statt. Zur damaligen Zeit gab es viele Geschäftsleute und Ärzte jüdischen Glaubens in Remscheid. Im Rahmen der Denkmalpflege werden diese Gräber durch die Stadt Remscheid gepflegt, so ein Beschluss des Rates der Stadt Remscheid aus dem Jahre 1992.

Die Grabstätten besitzen ein ewiges Ruherecht; jede Grabstätte wird nur einmal belegt. Bestattungen in diesem Grabfeld werden nach jüdischem Ritus im Beisein eines Rabbiners durchgeführt.

Die Grabstätten auf dem jüdischen Friedhofsteil in Bliedinghausen geben keine umfassenden Hinweise auf die jüdische Bevölkerungsgruppe in Remscheid. Besonders fromme Juden wurden auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Deckstein bestattet, die Mitglieder der Synagogengemeinde Elberfeld meist auf einem der Wuppertaler jüdischen Friedhöfe. Die Bestattungen in Bliedinghausen weisen meist auf assimilierte Juden hin, deren Beziehung zum Judentum allgemein bzw. zur jüdischen Religion eher oberflächlich war oder die in Remscheid deutsch-jüdisches Leben begründen und bestärken wollten. Es sind völlig neutrale Grabsteine als auch solche mit traditionellen jüdischen Inschriften in Hebräisch vorhanden.Vor allem Ende der 30er Jahre bestatteten auch orthodoxe Familien ihre Verstorbenen in Bliedinghausen, weil es immer schwieriger wurde, weite Entfernungen zurückzulegen. Die Reihengräber stammen fast alle aus der Zeit ab etwa 1938.